Der Equal Pay Day markiert symbolisch die geschlechtsspezifische Lohnlücke, die laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 18 Prozent beträg. Angenommen Männer und Frauen bekämen den gleichen Stundenlohn: Dann markiert der Equal Pay Day den Tag, bis zu dem Frauen umsonst arbeiten, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.
In Tagen umgerechnet arbeiten Frauen insgesamt 66 Tage umsonst. In den vergangenen Jahren hat sich der Gender Pay Gap nur sehr langsam verringert. Deutschland bleibt damit Schlusslicht im europäischen Vergleich. Auf diesen und andere Missstände macht der SoVD im Gleichstellungsmonat März aufmerksam.
Gäste aus Politik und Gesellschaft
Um Gründe für diese Zahlen zu erforschen und zu diskutieren, was sich ändern muss, lud SoVD.TV am Equal Pay Day zu einer Talkrunde. Zu Gast waren Lisi Maier, Politikwissenschaftlerin, Realschullehrerin und ehemalige stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Frauenrates sowie heute Co-Direktorin der von der Bundesregierung neu geschaffenen „Stiftung Gleichstellung“, die Bundestagsabgeordnete Denise Loop, die sich als grüne Obfrau des Familienausschusses neben der Parteivorsitzenden Ricarda Lang und Ulle Schauws um frauenpolitische Fragen kümmert, sowie die SoVD-Referentin Henriette Wunderlich.
In einer gleichstellungspolitischen Bilanz hielt Henriette Wunderlich fest, dass Frauen immer noch ein Fünftel weniger verdienen. Als Ursachen benannte sie Diskriminierung, aber auch strukturelle Gründe wie den hohen Anteil von Frauen in Minijobs und im Niedriglohnbereich.
Sie stellte außerdem die SoVD-Position heraus, wonach der Verband das Entgelttransparenzgesetz begrüßt, aber eine Ausweitung auf alle Betriebe fordert.
Pandemie führt zu Rückfall in alte Rollenmuster
Lisi Maier betonte die Wirksamkeit der Frauenquote, die dazu führe, dass Frauen häufiger in Führungspositionen kämen. Außerdem stellte sie heraus, dass die häufige Sorgearbeit von Frauen ein gewichtiger Grund für ihr niedriges Einkommen sei. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie habe hier zu einer Retraditionalisierung geführt. Wie Studien zeigten, seien Frauen wieder häufiger in traditionelle Rollenmuster gedrängt worden.
Auch Denise Loop hielt fest, dass die mangelnde Gleichberechtigung ein Querschnittsthema sei, das von mehreren Seiten angegangen werden müsse.
Minijobs verhindern Gleichstellung
Ein aktuelles Beispiel diskutierte die Runde anhand der Minijobs. Im Zuge der Erhöhung des Mindestlohns zum Oktober 2022 wird auch die Verdienstgrenze von 450 auf 520 Euro angehoben. Künftig soll diese dann dynamisch mit der Anpassung der Lohnuntergrenze steigen. Henriette Wunderlich kritisierte, Frauen würden damit in geringfügiger Beschäftigung festgehalten.
Der SoVD macht sich lange für eine Umwandlung von geringfügiger Beschäftigung in sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze stark. Auch die Grünenabgeordnete Denise Loop stimmte zu, bezeichnete Minijobs als aus gleichstellungspolitischer Sicht nicht sinnvoll.
Reformen in der Arbeitswelt nötig
Um mehr Gleichstellung zu erreichen, müsste sich die Arbeitswelt generell ändern, waren sich die Teilnehmerinnen einig. Dazu gehörten flexiblere Arbeitsmodelle und bessere Rahmenbedingungen, die ein Vereinbarkeit von Beruf und Familie für alle Geschlechter ermöglichten.
Für ein abschließenden Statement fragte Moderator Peter-Michael Zernechel die Teilnehmerinnen nach ihrer Einschätzung des Standes der Gleichstellung. Dazu gaben sie alle einen Wert zwischen 50 und 60 Prozent an. Es gibt also noch viel zu tun und der SoVD wird sich weiter für Verbesserungen einsetzen.