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„Bewusstsein für Inklusion in die Öffentlichkeit tragen“

Franziska Liebhardt ist Schirmherrin des SoVD-Inklusionslaufes am 12. Oktober. Im Interview spricht sie über nicht sichtbare Beeinträchtigungen und den Einsatz für Inklusion.

Frau vor einem verschwommenen grünen Hintergrund
Franziska Liebhardt ist Schirmherrin des SoVD-Inklusionslaufes. Foto: Micha Neugebauer

Franziska Liebhardt lebt seit mehreren Organtransplantationen aufgrund einer fortschreitenden Autoimmunkrankheit mit einer halbseitigen spastischen Lähmung. Nach ihrem Wechsel in den Behindertensport holte sie bei den Paralympics 2016 in Rio de Janeiro Gold im Kugelstoßen und Silber im Weitsprung!". Der SoVD freut sich, sie als Schirmherrin für den Inklusionslauf gewinnen zu können.

Welche Bedeutung hat Ihre Rolle als Schirmherrin bei unserem Inklusionslauf vor dem Hintergrund des diesjährigen Themas „nicht-sichtbare Beeinträchtigungen“ für Sie?

Ich freue mich sehr, die Schirmherrschaft für den SoVD-Inklusionslauf 2024 übernehmen zu dürfen. Inklusion ist ein wichtiges und zeitloses Thema, bei dem Deutschland noch immer am Anfang steht. Mit dem Lauf tragen wir dazu bei, das Bewusstsein für Inklusion in die Öffentlichkeit zu tragen.

Als selbst Betroffene einer unsichtbaren Behinderung und in meiner Rolle als Vorstandsvorsitzende des Hilfevereins "Kinderhilfe Organtransplantation", der Familien mit chronisch organkranken Kindern unterstützt, sehe ich mich als Sprachrohr für all jene, die aufgrund chronischer Erkrankungen im Alltag eingeschränkt sind und Unterstützung benötigen, deren Einschränkungen jedoch oft nicht auf den ersten Blick sichtbar sind. Es ist mir ein besonderes Anliegen, diesen Menschen eine Stimme zu geben und sie in der Öffentlichkeit zu vertreten.

Was sind die häufigsten Folgen im Alltag, mit denen Betroffene von unsichtbaren Beeinträchtigungen zu kämpfen haben?

Das Leben mit einer unsichtbaren Behinderung bringt oft erhebliche soziale und finanzielle Herausforderungen mit sich. Menschen mit chronischen körperlichen oder psychischen Erkrankungen fühlen sich häufig isoliert, da ihre Beeinträchtigung von anderen nicht verstanden oder wahrgenommen wird. Diese Unsichtbarkeit kann zu sozialer Isolation führen und Missverständnisse hervorrufen, da das Verhalten Betroffener von Außenstehenden falsch interpretiert wird. Schon die Teilnahme an alltäglichen Freizeitaktivitäten kann eingeschränkt sein, und selbst einfache Aufgaben im Haushalt können für diese Menschen zur großen Herausforderung werden.

Hinzu kommen oft erhebliche finanzielle Belastungen. Viele Betroffene können aufgrund ihrer Beeinträchtigung nicht in vollem Umfang arbeiten, während gleichzeitig die Kosten für Medikamente, Behandlungen und Hilfsmittel oft hoch sind und nicht immer vollständig von Kostenträgern übernommen werden. Der Weg zur Diagnose ist häufig langwierig und frustrierend, und geeignete Behandlungen sind nicht immer leicht zugänglich.

Zudem mangelt es oft an gesellschaftlicher Akzeptanz und Unterstützung: Betroffene müssen vielfach um die Anerkennung ihrer Beeinträchtigung kämpfen und aktiv Unterstützung einfordern, um die notwendige Hilfe zu erhalten.

Welchen Umgang mit dem Thema würden Sie sich in der Gesellschaft wünschen?

Inklusion sollte in unserer Gesellschaft eine Selbstverständlichkeit sein. Dafür bedarf es umfassender Aufklärung und Sensibilisierung. Wir brauchen mehr inklusive Arbeitsplätze, eine barrierefreie Gestaltung öffentlicher Räume und Veranstaltungen, sowie die Förderung inklusiver Freizeit- und Sportangebote.

Es ist wichtig, dass wir offen und unvoreingenommen auf alle Menschen zugehen und Inklusion als gemeinschaftliche Verantwortung verstehen.

Mehr Informationen rund um den Inklusionslauf und die Anmeldung gibt es unter www.inklusionslauf.de